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Kölner Seilbahn

Moderator: Rüdiger


Beitrag Sa 13. Jun 2015, 21:49

Beiträge: 17528
Ich wundere mich selbst, dass ich erst jetzt die Kölner Seilbahn hier philatelistisch würdigen kann.

Am 23.06.1959 machte der Werbeeinsatz dieses Maschinenstempels KÖLN-NIPPES Werbung "FAHRT MIT DER KÖLNER RHEIN-SEILBAHN":

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Für den Bau und Betrieb der Seilbahn wurde am 01.03.1956 die Kölner Seilbahngesellschaft mbH gegründet, an der die Stadt Köln als Projektgeber mit 60 % und die J. Pohlig AG als Projektnehmer mit 40 % beteiligt waren.

Die technische Planung und die Bauausführung der Seilbahn lagen in Händen der Pohlig AG. Deren Ingenieur Hans Brüggemann entwarf die über eine Strecke von damals 685 m in einer von Höhe 26,5 m über dem höchstschiffbaren Wasserstand verlaufende Seilbahn, deren im Linksrheinischen 36,5 m und im Rechtsrheinischen 40,5 m hohe, rund 33 bzw. 35 Tonnen schwere Pendelstützen sich jeweils nach oben und unten in zwei Arme bzw. Beine spalteten und so als auf den Rhein zuschreitende Riesen den volkstümlichen Beinamen "Christophorus" erhielten:

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Die freie Spannweite zwischen den Stützen betrug 432 m. Der beim Hochbauamt der Stadt Köln angestellte Architekt Kurt Meywald übernahm die architektonische Gestaltung vor allem der beiden Endstationen.

Die Drahtseile, d. h. die über die beiden Pendelstützen gespannten, ihren Stand sichernden Halteseile von 42 mm Durchmesser, das Tragseil von 45 mm Durchmesser, über das die Laufwerke der Kabinen rollten, und das endlose 20 mm starke Zugseil in „Seale-Machart" lieferten die Mülheimer Werke der Felten & Guilleaume Carlswerk AG. Die Halte- und Tragseile waren in den Fundamenten der beiden Stationen verankert. Dort konnte auch die Seilspannung überwacht und reguliert werden. Für den Antrieb des umlaufenden Zugseils sorgten in der Rheinparkstation zwei Triebwerke mit je einem 24-kW-Elektromotor von Brown, Boveri & Cie. (BBC).

Nachdem die Fundamente für die Stützen Anfang September 1956 fertiggestellt und die Pylone selbst im November errichtet waren, galt es, die Halte- Trag-und Zugseile über den Rhein zu ziehen.

Ende März 1957 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Kurz vor der Eröffnung der Gartenschau, am 17.04.1957, wurde die Seilbahn, durch den Oberbürgermeister Theo Burauen und den Zoodirektor Wilhelm Windecker offiziell in Betrieb genommen. Besonderes Lob fand in der Presse natürlich der neue, ungewöhnliche Blick auf Köln aus der Vogelschau, den die rundum mit Plexiglasscheiben versehenen Kabinen boten. Anerkennend wurde aber auch vermerkt, dass der gefürchtete, auf den Magen schlagende „Ruck" beim Überfahren der Pylone, den man von Bergseilbahnen kannte, hier dank der Findigkeit der Konstrukteure gänzlich ausblieb.

Die Rheinseilbahn war im wahrsten Sinne des Wortes eine Zugnummer der Bundesgartenschau 1957. Auch der Schirmherr der Gartenschau, Bundeskanzler Konrad Adenauer, ließ es sich nicht nehmen, anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten gemeinsam mit seinem Sohn Max, OB Burauen und dem Vorsitzenden der Gesamtleitung der Gartenschau Fresdorf in einer girlandengeschmückten Kabine über den Rhein zu gondeln.

Die Gesamtzahl der Fahrgäste während der Ausstellung belief sich auf 1.350.000. Der Fahrpreis für Hin-und Rückfahrt betrug 1,70 DM. In jeder der 50 Kabinen hatten vier Personen Platz. Da die Rheinseilbahn eine kuppelbare Zweiseil-Umlaufbahn war, konnte die Frequenz der eingesetzten Kabinen dem jeweiligen Fahrgastaufkommen angepasst werden. Bei Vollbetrieb verließ alle zwölf Sekunden eine Kabine die Stationen, was bei einer Zugseilgeschwindigkeit von 2,8 m pro Sekunde bedeutete, dass im Abstand von knapp 34 m gleichzeitig etwa 30 Kabinen unterwegs waren.

Stündlich konnten so bei Bedarf in beiden Richtungen bis zu 2.400 Personen auf ihrer Überfahrt den Blick über den Rheinpark, die Silhouette von Altstadt und Dom sowie über Deutz und Mülheim bis hin zum Bergischen Land schweifen lassen. Die Kölner Rheinseilbahn war damit seinerzeit die leistungsfähigste Personenseilbahn der Welt.

Liebe Grüße
Rüdiger

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