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Deutscher Expressionismus 1974

Moderator: Rüdiger


Beitrag Mi 26. Jun 2013, 17:43

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Im Jahr 1974 hat die Deutsche Bundespost 3 Sätze mit je 2 Marken zum Thema "Deutscher Expressionismus" herausgegeben. Wie alle Ausgaben dieser Zeit haben auch diese sehr hohe Auflagenzahlen zwischen 8,75 Millionen (Nr. 823) und 31,3 Millionen (Nr. 816). Von vielen Sammlern werden diese und ähnliche Ausgaben kaum beachtet, ich möchte an dieser Stelle zeigen, was man aus solchen Serien mit etwas Fachwissen und geringem finanziellem Aufwand so alles herausholen kann. Dafür werde ich hier nach und nach Besonderheiten und besondere Stücke dieser Serie vorstellen.

Alle 6 Marken sind in Bogen von 25 Marken erschienen (5X5 Marken). Auf dem Bogenrand finden sich keine Formnummern, einzige Bogenrandsignaturen sind Reihenwertzähler, Bogenzählnummer und manchmal Schneidemarkierungen bei den Bogenecken.

Als erstes erschienen am 15.02. die MiNrn. 798 und 799, Nr. 798 zeigt das Gemälde Die roten Rehe von Franz Marc, Nr. 799 zeigt Kopf in Blau von Alexej van Jawlensky.

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Als nächstes erschienen am 16.08. die Nummern 816 und 817. Motiv der Nr. 816 ist Mädchen unter Bäumen von August Macke, Nr. 817 zeigt Schlafender Pechstein von Erich Heckel


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Den Schluss bilden die Nummern 822 und 823. Nr. 822 zeigt Großes Stillleben mit Fernrohr von Max Beckmann, Nr. 823 Alter Bauer von Ernst Ludwig Kirchner

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Beitrag Mi 26. Jun 2013, 18:20

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Was macht, von den recht schönen Motiven im Großformat einmal abgesehen, für mich nun den Reiz dieser Serie aus? Wer mich kennt, der kennt auch die Antwort: Es ist vor allem die Vielzahl an Plattenfehlern. Hier mal ein paar Zahlen, wie viele PLF mir bei jeder Marke bekannt sind:

Nr. 798: 1 PLF
Nr. 799: 1 PLF
Nr. 816: 1 PLF
Nr. 817: 1 PLF
Nr. 822: 13 (!) PLF
Nr. 823: 8 PLF

Besonders die 822 und 823 stechen hier natürlich heraus und werden dementsprechend am meisten behandelt werden. Zur Erinnerung, jeder Bogen besteht aus nur 25 Marken und es gibt nur eine Druckform, zudem kommen einige der Fehler in der jeweiligen Gesamtauflage vor. Bei MiNr. 822 müsste also jede zweite bis dritte Marke einen Plattenfehler aufweisen, was nach meinen Erfahrungen auch in etwa mit der Praxis übereinstimmt (eher jede Dritte).
Diese Vielzahl an Fehlern in Kombination mit der Übersichtlichkeit (6 Ausgaben, alle innerhalb eines Jahres herausgegeben) und den sehr günstigen Preisen für die Marken macht die ganze Serie zu einem interessanten Einstiegsgebiet für Sammler von Plattenfehlern.

Beitrag Mi 18. Sep 2013, 21:13

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Nr. 822 und 823 erschienen am 29.10.1974, dieses Erscheinungsdatum fällt in die neue Portoperiode ab dem 1.7.1974, die Kombination der beiden Marken deckt hierfür genau das Porto für einen Standard-Fernbrief bis 20g (50Pfg) mit Zusatzleistung Einschreiben (140Pfg). Durch diese Konstellation gibt es sehr viele portogerechte Ersttags-Satzbriefe. Viele dieser Briefe sind zwar nie gelaufen und nahezu alle dürften von Sammlern hergestellt sein, dennoch können sie reizvoll sein. besonders wenn gleich beide Marken einen Plattenfehler zeigen, wie im gezeigten Beispiel.
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Nr. 822 zeigt den Plattenfehler 822 II (blauer Fleck zwischen Blumenstiel und Blättern),
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die 823 hat den Fehler "gelber Fleck über der Schulter", dieser stammt von Bogenfeld 17 und ist im Schantl-Katalog gelistet.

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Wenn man seine Plattenfehler gut kennt, kann man solche Belege schon für unter 1€ und damit für weniger als 1% des Katalogwertes aus Grabbelkisten retten ;) (Wobei die Katalogwerte hier meines Erachtens etwas überzogen sind...)

Schöne Grüße,
Jonas

Beitrag Sa 26. Okt 2013, 18:52

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Einen auf den ersten Blick ähnlichen Beleg konnte ich heute in Sindelfingen günstig erwerben. Im Gegensatz zum vorherigen Brief fehlt aber der Einschreibe-Zettel, damit handelt es sich hier schlicht um einen überfrankierten Satzbrief. Außerdem zeigt dieses mal nur eine Marke einen Plattenfehler, nämlich Nummer 822 I (Kerbe an der rechten Wade des Mannes). Auch dieser Brief hat sicher nie einen Briefkasten von innen gesehen!

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Beitrag Mi 23. Apr 2014, 19:31

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Um die Menge an Plattenfehlern der Nummer 822 zu verdeutlichen habe ich diese kleine Tabelle erstellt. Jedes Feld stellt ein Bogenfeld dar, auf den passenden Bogenfeldern sind die bekannten Plattenfehler eingetragen. Die Fehler 822 I und 822 II sind im Michel-Spezial verzeichnet (Stand 2011, gut möglich, dass in neueren Katalogen weitere anerkannt wurden). Alle Fehler mit dem Muster 822 fx stammen aus dem Schantl-Katalog, Fehler mit Bezeichnung DE0709-xxx stammen aus dem Philotax-Katalog. Besonders auffällig: Es ist nur ein einziger Viererblock ohne Plattenfehler möglich (der müsste also sehr schwierig zu bekommen sein ;) ). Also: Jede Einheit dieser Marke ist einen zweiten Blick wert, jede Einheit aus 6 oder mehr Marken hat sicher mindestens einen Plattenfehler!
Ich werde versuchen jeden dieser Fehler hier auch zu zeigen, sofern meine momentan sehr knappe Zeit es zulässt!
Schöne Grüße,
Jonas

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Beitrag Mi 23. Apr 2014, 20:03

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Hier jetzt eine Einheit aus 9 Marken aus der unteren linken Ecke. Ein kurzer Blick auf die Tabelle verrät, dass hier bis zu 4 PLF zu finden sind, diese 4 sind auch tatsächlich alle zu sehen. Die obere linke Marke der Einheit ist leider beschädigt. Unten links ist eine Schneidemarkierung auf dem Bogenrand zu sehen.

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Der Plattenfehler 822 II auf Feld 13 ist weiter oben bereits gezeigt, deswegen geht es direkt weiter mit Plattenfehler 822 f17, "rosa Fleck zwischen Instrument und Stuhllehne"

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Als nächstes folgt Fehler DE0709-003 von Bogenfeld 18, "grüner Punkt im Gelb über der Stuhllehne", auffällig ist hier der ebenfalls stets vorhandene rote Strich neben der Stuhllehne!

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Und zu guter letzt einer der unauffälligsten Fehler dieser Marke, DE0709-025 von Feld 21, "Roter Fleck rechts der Stuhllehne", dieser Fehler ist deutlich unscheinbarer als der vorher erwähnt rote Strich auf Feld 18 an fast der gleichen Stelle! Hier braucht man schon ein gutes Auge und am besten eine Lupe. Vielleicht erkennt man es ja auf dem Scan...

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Soviel für den Moment, schöne Grüße,

Jonas


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