Diese Postkarte habe ich gestern beim Stadtflohmarkt in Köln aus einer Grabbelkiste mit Ansichtskarten gefischt:
Es handelt sich um eine Ansicht "Dom und Liebfrauenkirche" aus Trier an der Mosel, die am 05.11.1917 in Trier beschrieben und portofrei als "Feldpost" adressiert wurde an "Leutnant Wery von Limont" bei der Minenwerfer-Kompanie Nr. 221, Deutsche Feldpost 976. Laut Anrede im Text hieß dieser junge Mann mit Vornamen "Robert".
Die Karte hatte ich eigentlich nach dem Motto "ist zwar Massenware, aber doch recht hübsch anzusehen", für 1 € für meine kleine Sammlung an Feldpostbelegen aus dem Ersten Weltkrieg mitgenommen.
Heute habe ich mir den Kartentext einmal durchgelesen:
"Trier, 5. Nov. 17.
Mein lieber Robert,
dein Panorama habe ich mit deiner Nachhilfe
entziffert; du schreibst nicht, wie es dir bei der
neuen Formation geht; hoffentlich doch gut.
Es ist zwar eine windige Ecke da hinten,
uns allen hat es ja bisher mit Gottes Hilfe
stets gut gegangen. Bei uns im Städtle
ist es still u. friedl.; nur wenn Besuch
aus dem Westen kommt, kommt Bewegung
in die Bude. Vor etwa 8 Tagen noch hatten
wir blinden Alarm.
Mit herzl. Gruß u. Gott befohlen
dein
Prof. Dr. Bares"
Nikolaus Bares (* 14. Januar 1871 in Idenheim bei Bitburg; † 1. März 1935 in Berlin) war römisch-katholischer Geistlicher und Bischof von Hildesheim und Berlin:
Nach dem Abitur 1891 studierte Bares Theologie in Trier und erhielt 1895 die Priesterweihe.
Anschließend arbeitete er als Kaplan an der Liebfrauenkirche in Koblenz, 1899 als Religionslehrer an der Realschule Kemperhof in Koblenz-Moselweiß und 1905 als Oberlehrer am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Trier.
Im Jahre 1908 ging er zum erneuten Studium nach Berlin und promovierte 1909 zum Doktor der Theologie an der Universität Breslau.
In der Zeit von 1909 bis 1918 nahm er als Professor eine Lehrtätigkeit für neutestamentliche Exegese und Apologetik am Trierer Priesterseminar wahr. In dieser Zeit war Nikolaus Bares auch als Seelsorger tätig.1918 wurde Bares Regens des Priesterseminars; diese Funktion übte er bis 1929 aus.
Bis zu diesem Zeitpunkt war er ebenfalls Geistlicher Rat und Domkapitular in Trier, ein Amt, das er 1920 angetreten hatte.
1923 wurde er zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt.
Im Jahr 1929 wurde Nikolaus Bares Bischof von Hildesheim.
Die Bischofsweihe spendete ihm am 24. Februar 1929 der Bischof von Trier, Franz Rudolf Bornewasser.
Nachdem er 1933 zum Bischof von Berlin ernannt wurde, übernahm er am 2. Februar 1934 diesen Bischofsstuhl.
Das Amt des Berliner Bischofs übte er bis zu seinem Tod im Jahr 1935 aus.
Nikolaus Bares wurde am 07.03.1935 in der Unterkirche der Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin beigesetzt.
Somit hat diese auf den ersten Blick recht unscheinbare Ansichtskarte einen durchaus prominenten Absender, was man ihr auf den ersten Blick nicht ansieht, und in der Kombination der Originalunterschrift von Nikolaus Bares sowie dem Text wird sie zu einem sehr interessanten Zeitdokument aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.
Liebe Grüße
Rüdiger